Zu sehen ist die Burg Sooneck
Burgenlexikon - Dr. Stefan Grathoff

Kategorie: A, Hessen Zuletzt aktualisiert: 14.05.2005

Amöneburg/Hessen

10 km ö Marburg

Im Jahr 1120 kam das in Reichsbesitz befindliche Michaeliskloster an den Mainzer Erzbischof Adalbert I. von Saarbrücken (1111-1137). Der Mainzer ließ den Ort ausbauen, in diesem Zusammenhang wird um 1124 auch die Burg entstanden sein. 1137 sind Burgmannen, 1143 der mainzische Burggraf Gottfried von Amöneburg erwähnt (BW 28,91+92). Die Burg selbst erscheint erst 1160 als castrum in den Quellen (MzUB 2,2 Nr.531).

Im Zusammenhang mit der Absetzung Erzbischof Konrads von Mainz ließ Kaiser Friedrich I. die mainzischen Besitzungen in Thüringen, Hessen und im Rheingau durch Landgraf Ludwig II. von Thüringen verwüsten. Bei dieser Aktion wurde im Jahr 1165 auch die Burg Amöneburg zerstört und geschleift (BW 2, S.8 Nr.43). Die Burg scheint schnell wieder intakt gewesen zu sein, denn Erzbischof Christian von Buch (1165-1183) verpfändete sie (turris) an Kuno von Münzenberg. Christians Nachfolger, Erzbischof Konrad I., gelang es 1190, die Burg für das Erzstift zurückzugewinnen (MzUB 2,2 Nr.531). Mitte des 13. Jahrhunderts verpflichtete der Erzbischof zahlreiche Burgmannen. Gleichzeitig wurde der Ort zur Stadt ausgebaut. Im Jahr 1273 residierte dann der mainzische Landvogt in Hessen auf der Burg. 1288 übertrug Erzbischof Heinrich dem Ludwig von Amöneburg die Burghut (Würdtwein, Nova 5, praef.VIII). Es folgten zahlreiche Burgmannbestallungen. Um 1312 erhielt die Feste einen (neuen?) Turm (Vogt 1520) und 1322 ist der Edelherr Hartrad von Merenberg für die Burghut verantwortlich (Vogt 2392). Die Bedeutung der Burg für die erzstiftische Gebietsverwaltung wird betont, als 1335 der Ritter Hermann von Lissberg als Amtmann der Burgen Amöneburg, Battenberg, Neustadt, Fritzlar und Naumburg auf der Burg residierte (Otto 3468).

Die Burg in Amöneburg wurde im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) mehrfach erobert und fiel 1646 zusammen mit der Stadt der Zerstörung durch hessisch-schwedische Truppen unter General Wrangel anheim. Zwischen 1660-1675 wurde sie teilweise erneuert, geriet aber danach – beschleunigt durch die Ereignisse während des Siebenjährigen Krieges – nach und nach in Verfall.

Baubeschreibung:
In der Südwestecke der Stadtbefestigung an höchster Stelle des Felsens. An der Stadtseite ehemals ein trockener Graben. Erhalten ist ein großer Teil der spätgotischen Ringmauer mit halbrunden Schalentürmen sowie Kellerräume und Reste aufgehenden Mauerwerks. Als Material Basalt mit Gliederung aus Sandstein. Die am Rande des Bergplateaus die Stadt umziehende, vielfach überbaute Wehrmauer der Stadtbefestigung zum größten Teil erhalten, an der Ost- und Westseite noch je ein Rundturm

Wenigenburg
Als zweite Amöneburger Burg erscheint auf einem südlichen Ausläufer des Bergkegels der Amöneburg die Wenigenburg (parvum castrum). Sie wurde Anfang des 13. Jahrhunderts errichtet und nach Knappe 1248 erstmals als „kleine Burg“ (parvus castrum) erwähnt (nach Reimer 1267). Sie war ursprünglich im Besitz der Familie Hobeherr (ex curia). Später folgten die Volpert, die von Frohe und die von Nordeck. In den Kämpfen zwischen Mainz und Hessen wurde die Burg 1273 von Landgraf Heinrich I. von Hessen erobert und bis 1278 besetzt gehalten. Danach kam sie wieder unter kurmainzische Oberhoheit. Genannt wird die Burg nochmals 1296 (Wyss 1,233 und 1,614). 1343 bestellte Erzbischof Heinrich (1328-1353) die Herren von Trahe als Burgmannen (Otto 4959). Der Stiftsverweser Kuno von Falkenstein verpfändete die Burg 1349 (1347?) dem Edelknecht Ludwig Schenk von Schweinsberg (Otto 5719). Sie blieb bis 1386 (1463?) Pfand der Schenken von Schweinsberg, war aber stets mit Mainzer Burgmannen besetzt. Zwischen 1463-1469 war die Burg im Besitz der Herren von Schlitz gen. Görtz. Die Wenigenburg wurde wahrscheinlich zwischen 1463 und 1491 zerstört. Zwischen 1966-70 und nochmals 1985 kam es zur Freilegung und Rekonstruktion der Anlage.

Quellen:
Knappe 246, 271; Reimer 506 mit Quellenstellen zur Wenigenburg; Demandt, Hessen 153, 145 zur Eroberung 1165; 239, 240; Patze, Entstehung 222; Varnhagen, Waldecker Landesgeschichte 1, 284; Rommel, Geschichte von Hessen 2, Anm. S.84 Nr.14.; Lennarz S.162 zu den Fehden im Einzelnen)

Literaturhinweise:
Max Ehrenfordt: Amöneburg. Ein Führer durch Vergangenheit und Gegenwart 1921
H. Diefenbach: Der Kreis Marburg, seine Entwicklung aus Gerichten, Herrschaften und Ämtern bis ins 20. Jahrhundert (=Schriften.21). 1943;
Max Ehrenfordt: Amöneburg. Ein Führer durch Vergangenheit und Gegenwart 1921
Alfred Schneider: Die Wenigenburg 1985;
Alfred Schneider: Die Burgstelle Wenigenburg unterhalb der Amöneburg. In: Hess.Heimat 21, 1971, S.133-137
Alfred Schneider: Burg und Schloß Amöneburg. In: Hessische Heimat NF 19, 1969, S.78-81

Von: (sg)