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Kategorie: Z, Hessen Zuletzt aktualisiert: 13.12.2007
Ziegenhain
Eine Burg soll bereits um 900 durch Graf Gozmar erbaut worden sein, und Mitte des 11. Jahrhunderts als Stammsitz der Nachfahren der Gozmare, der Grafen von Ziegenhain gedient haben.
Allerdings bezeichnete sich Gottfried von Reichenbach im Jahr 1144 erstmals als Gottfried von Ziegenhain (Dobenecker 1,1497). Die Bezeichnung seines Wohnsitzes als "turris" (Turm) lässt die Existenz einer kleinen Turmburg vermuten. Doch die Ziegenhainer bauten die Anlage dann offensichtlich aus. Das 1183 erwähnte "castrum" (Burg) (MG.SS. 23,159) dürfte dann bereits eine typische Burg des Hochmittelalters gewesen sein. Im Umfeld der Burg entwickelte sich der Ort, der bereits 1200 befestigt war. 1274 wurde der Ort nachträglich zur Stadt erhoben.
Die Ziegenhainer, mitten im Spannungsfeld der rivalisierenden Großmächte Kurmainz und Hessen beheimatet, waren gezwungen, eine Art Schaukelpolitik zu betreiben, um nicht zwischen den Mächten zerrieben zu werden. Doch ganz ließ sich Streit nicht vermeiden. 1237 schlichtete Graf Gottfried von Reichenbach-Ziegenhain seinen Streit mit dem Mainzer Erzbischof Siegfried III. Er trug dem Mainzer Burg Ziegenhagen samt Zubehör zu Lehen auf und schwor ihm einen ligischen Lehnseid (BW 2, S.248 Nr.268). Obwohl er durch den ligischen Lehnseid fest an den Erzbischof gebunden war, hinderte das seinen Sohn nicht, 1262 mit Landgraf Heinrich I. von Hessen ein Schutz- und Trutzbündnis gegen den Mainz Erzbischof und dessen Helfer, die Grafen von Waldeck, einzugehen. Graf Ludwig von Ziegenhain wurde in das Bündnis aufgenommen, sofern er zusicherte, den Erzbischof und seine Helfer nicht in seinen Burgen Ziegenhain und Nidda aufzunehmen (BW II, S.358 Nr.73).
Gleichwohl gelang es dem Mainzer Erzbischof, die Ziegenhainer wieder auf seine Seite zu ziehen. Graf Gottfried von Ziegenhain erklärte 1265, sein verstorbener Vater habe gegen Zahlung von 400 Mark dem Erzstift Hilfe zugesagt, (aber wohl nie bekommen). Er versprach nun reumütig, nicht mehr auf seine schlechten Ratgeber zu hören, auf die 400 Mark zu verzichten und dem Erzbischof und seinem Stift in Zukunft stets Hilfe zu leisten (BW II, S.364 Nr.124). Als er starb, nahm der Erzbischof 1278 Gottfrieds Wittwe Hedwig und deren Sohn Gottfried als erzstiftische Burgmannen an (BW II, S.402 Nr.450). So konnte er sich ihrer Unterstützung im Kampf gegen den Landgrafen von Hessen sicher sein. Doch wie in so vielen anderen Burgherrschaften auch, geriet mit dem beginnenden 14. Jahrhundert das Mainzer Erzstift in Hessen auf Burg Ziegenhain herrschaftspolitisch ins Hintertreffen.
1437 diente Johann II. von Ziegenhain dem Landgrafen die Grafschaften Ziegenhain und Nidda an. Damit fielen auch fast alle ziegenhainischen Burgen in die Verfügungsgewalt des Landgrafen. Nach dem Aussterben der Ziegenhainer 1450 fielen dann am 14.02.1450 (1495) beide Grafschaften als Erbe ganz an Ludwig I. von Hessen. So wurde auch Burg Ziegenhain endgültig Besitz und Bestandteil der Landgrafschaft.
Herrschaftspolitisch spielte die Burg zu dieser Zeit keine Rolle mehr. Sie begann zu verfallen. Landgraf Philipp der Großmütige ließ die mittelalterliche Stadt Ziegenhain nach Plänen des Festungsbaumeisters Jakob von Ettlingen 1537 - 1546 zu einer Wasserfestung mit Schloss ausbauen. Dieser Festungsbau wurde 1807 geschleift.
Von der romanischen kreisförmigen bzw. ovale Wasserburg des 12. Jahrhunderts, die unmittelbar nördlich der Kirche im Renthof lag, konnten nur noch Mauerzüge festgestellt werden.
Die Reste des Schlossbaus, der schon in ziegenhainischer Zeit begann, und dann im 15. und 16. Jahrhundert unter den Landgrafen fortgesetzt wurde, ist heute noch zu sehen.
Eine Beschreibung des Schlosses findet sich bei Dehio, Hessen S. 950).
Quelle: Grathoff, Erzbischofsburgen; Knappe S.160; Dehio, Hessen S. 949; Reimer S. 536