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Kategorie: W, Hessen Zuletzt aktualisiert: 09.12.2007
Wanfried
Wanfried wird 813 als "Uuanenreodum" erstmals erwähnt wurde. Der Ort war dann Besitz der Landgrafen von Thüringen. Landgraf Heinrich I. von Hessen kaufte Jahr 1306 die Ortschaften Wanfried, Frieda und einige eichsfeldische Dörfer vom thüringischen Landgraf. Wenige Jahre später begannen mit einem Überfall Hermann II. von Treffurt die kriegerischen Auseinandersetzungen um den Besitz Wanfrieds. Herrmann konnte den Ort im Handstreich einnehmen. Doch es gelang ihm nicht, sich in seiner Eroberung festsetzen, denn die Burg fiel an Hessen zurück.
Die Wasserburg in Wanfrid wird erstmals 1334 genannt (Reimer). Sie soll an der Stelle eines alten Gutshofes entstanden sein, der 1015 erstmals genannt wurde. Im Jahr 1338 hatte Preise von Wanfrid ein Achtel der Burg Wanfrid von seinem Herrn Landgraf Heinrich von Hessen als Pfand inne. Er durfte von seiner Pfandburg aber nicht gegen das Erzstift Mainz und gegen die Herren von Meißen operieren. (Otto 4290).
1534 baute der Hessische Landgraf Philipp, der Großmütige die alte Talburg, die mittlerweile mit Wassergräben umgeben worden war, um. Sein Sohn, Wilhelm IV., der Weise, Landgraf von Hessen-Kassel, setzte die Arbeiten fort, ließ die alte Burg 1589 weitgehend abtragen und ein landgräfliches Schloss errichten. Um 1600 gliederte sich die Anlage in mehrere Teile. Der westliche Schlossteil war von Wirtschaftsgebäuden und Wohnungen für die Dienerschaft umgeben. Von diesem gelangte man über eine Zugbrücke und einen Torbogen auf den kleinen Schlosshof. In dessen südlichem Flügel befanden sich die landgräflichen Gemächer, der Rittersaal und die Schlosskapelle, die den "Heiligen Fünf Wunden" geweiht war. Der Nordflügel enthielt die Wohnungen des Amtmannes. Im Erdgeschoss des ehemaligen Ostflügels (1906 abgerissen) waren die Weisszeug- und Vorratskammern und im Obergeschoss die sogenannten Prinzessinnenkammern untergebracht.
Während des 30-jährigen Krieges (1618-1648) wurde das Schloss fast vollständig zerstört. Nach dem Stadtbrand von 1626 gehörte Wanfrid von 1627-1834 zur Rotenburger Seitenlinie des Hauses Hessen-Kassel. Das zerstörte Schloss wurde 1645 wieder aufgebaut. Als Landgraf Carl nach Erbauseinandersetzungen 1667 nach Wanfried zog und eine katholische Linie Hessen-Rheinfels-Wanfried begründete, baute er das Wanfrieder Schloss zu seiner Residenz um. Auch der Wassergraben führte wieder ständig Wasser.
Mit dem Tod der Maria Franziska geb. Gräfin von Hohenlohe-Bartenstein, die 1757 in Frankfurt am Main starb, erlosch die landgräfliche Linie Hessen-Wanfried. Das Schloss gehörte nun zur Landgrafschaft Hessen-Rotenburg und wurden von einem "Fürstlich Rotenburgischen Bürgermeister" verwaltet.
Om Siebenjährigen Krieg (17561763) diente das Schloss als Lazarett, danach wurde es Sitz eines Amtsgerichtes (1932 nach Eschwege verlegt). 1834 fiel das Wanfrieder Schloss an Hessen- Kassel zurück. 1878 erwarb der Königliche Rittmeister und Kammerherr Karl Xaver von Scharfenberg das Schloss von der ehemals Landgräflichen Dominalverwaltung. Die Gebäude des Unterhofes wurden für den landwirtschaftlichen Betrieb genutzt.
Von 1946 bis Mitte der 70er Jahre betrieb die Familie von Scharfenberg in einem Flügel des Schlosses eine Konservenfabrik, der andere Teil diente als Wohnhaus für den Verwalter des Rittergutes.
Gernot von Hagen, ein Schwiegersohn der Familie von Scharfenberg, richtete 1982 in den Räumen der Konservenfabrik eine Textildruckerei ein. Der andere Teil des Schlosses wurde von der Familie von Hagen, die das Anwesen 1998 erwarb, als Wohnhaus genutzt. Der Unterhof befindet sich weiter im Eigentum der Familie von Scharfenberg und wird nach wie vor landwirtschaftlich genutzt.
Baubeschreibung:
Das ehemalige Schloss der hessischen Landgrafen wurde im 19. und 20.Jahrhundert stark verändert. Es handelt sich um eine regelmäßig viereckige Anlage, an der Westseite befand sich ehemals die Vorburg. Die nur noch z.T. erhaltenen Gräben liegen heute trocken. An der Nordseite des kleinen Hofes ein zweigeschossiger Massivbau, der im Kern dem 16.Jahrhundert entstammt. (Dehio).
Quelle: Reimer 494; Tillmann S. 1165; Dehio, Hessen S. 881; Homepage der Stadt Wanfried.
Literaturhinweise:
- Hollmann, E.: Geschichte der Stadt Wanfried. 1908
- Stauß, R.: Chronik der Stadt Wanfried. 1908