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Kategorie: A, Rheinland-Pfalz Zuletzt aktualisiert: 14.05.2005
Alt-Dahn/Wasgau
Die Herren von Dahn gehörten dem Stand der Ministerialen an; so nannte man persönlich unfreie Gefolgsleute bedeutender kirchlicher bzw. weltlicher Herren, die von diesen meist in der Güterverwaltung eingesetzt wurden. Den Ministerialen von Dahn gelang es, in der Verwaltung der Könige Karriere zu machen und ihr gesellschaftliches Ansehen stetig zu vergrößern.
Zu einem nicht näher bekannten Zeitpunkt im 12. Jahrhundert überließ der König seinen Dienstleuten die Verwaltung der Reichsburg Dahn. Wenig später jedoch muss er die Dahner Burg dem Speyerer Bischof geschenkt haben. Die Dahner blieben auf der Burg wohnen; aus den Reichsministerialen wurden Bischofsministerialen. Der Speyerer knüpfte ein festes Band zu seinen neuen Gefolgsleuten, indem er ihnen die Burg zu Lehen überließ. Als stolze Burgherren gelang es den Dahnern rasch, ihre persönliche Unfreiheit vergessen zu machen. Das Ministerialengeschlecht wurde Anfang des 13. Jahrhunderts in den Kreis der Wasgauer Ritterschaft aufgenommen.
Der erste Dahner und Reichsministeriale, Heinrich I. von Dahn, wird 1189 in einer Urkunde Kaiser Friedrich Barbarossas genannt. Im Jahr 1212 ist Friedrich I. von Dahn im Gefolge des Speyerer Bischofs anzutreffen und der erste Ritter von Dahn taucht 1235 in der Überlieferung auf. Die Baudaten der Dahner Burgen sind unbekannt. Erstmals erwähnt wird eine Burg Than am 3. Mai 1285. Dabei handelt es sich aber, das geht aus der Güteraufzählung in der Urkunde hervor, um die heutige Burg Neu-Dahn, die nicht weit vom Ort Dahn an der Mündung des Moosbaches in die Wies-Lauter auf einem Ausläufer des Kauertberges angelegt worden war. Doch auch auf dem Schlossberg über dem Ort Dahn bestand 1285 bereits geraume Zeit eine Burganlage, die vom Speyerer Bischof zu Lehen ging. Aus einer Urkunde von 1288 ist zu erfahren, dass insgesamt vier Dahner Ritter mit ihren Familien auf der burg zu Tan lebten. Wahrscheinlich waren zu dieser Zeit bereits alle fünf Burgfelsen bebaut. Die Gebäude auf dem Schlossberg werden bis ins 14. Jahrhundert hinein unterschiedslos als Burg Than bezeichnet. Erst im Jahr 1327 werden unterscheidende Namen für einzelne Burgteile eingeführt.
Bei der Nennung der Burg Alt-Than bleibt freilich oft unsicher, ob es sich um die heutige Burg Alt-Dahn oder um Burg Tanstein handelt. Beide Burgteile, die auch die ältesten Mauerteile aufweisen, werden zuweilen als Alt-Dahn bezeichnet. Erst seit der Wende vom 14. zum 15. Jahrhundert ist die Gesamtanlage klar in Neu-Dahn, Alt-Dahn, Grafendahn und Tanstein unterschieden. Die Dahner Burgen entstanden zu einem nicht genau festzulegenden Zeitpunkt im späten 12. bzw. frühen 13. Jahrhundert. Aus der Frühzeit der Burg Alt-Dahn ist fast nichts bekannt. Bis zum Tod Johanns I. von Dahn im Jahr 1319 waren die Burgbauten auf dem Alt-Dahner und Grafendahner Burgfelsen ungeteilt in seiner Hand. Seine Nachkommen konnten sich lange Zeit nicht über die Verteilung des Erbes einigen. Doch schließlich fiel Alt-Dahn und ein Teil des Tansteins an Johann III. den Jungen von Dahn zu Alt-Dahn, Wolfram III. Sumer erhielt die andere Hälfte von Tanstein und den Grafendahner Burgfelsen. Als Ritter Johann III. von Dahn kurz nach 1365 starb, teilten seine beiden Söhne den Besitz. Ritter Johann VI. begründete eine Alt-Dahner und Edelknecht Heinrich IX. eine Neu-Dahner Linie. Beide starben jedoch bereits vor 1372. Die Witwe des Johann VI. von Dahn zu Alt-Dahn heiratete einen Ritter namens Stophes, der sich auf Alt-Dahn niederließ und die Burg als Stützpunkt für allerlei Raubzüge in die Umgebung benutzte. Der eigentliche Erbe Alt-Dahns, der Sohn des verstorbenen Johann VI., Walter III. von Dahn, war noch minderjährig und konnte daher das väterliche Erbe noch nicht antreten. Das landschädliche Verhalten des Stophes erregte den Zorn seiner Nachbarn und rief schließlich die Truppen des Landfriedens auf den Plan. Im Landfrieden hatten sich Herren und Städte mit dem Ziel verbündet, den Rechtsfrieden im Land zu wahren. Im Sommer 1372 erschien ein Heer unter der Leitung des Landfriedenshauptmanns Graf Emich VI. von Leiningen vor der Burg, belagerte sie und nahm sie am 17. Juli 1372 ein. In der Chronik der Stadt Worms heißt es, man habe auf Alt-Dahn gefesselte und geknebelte Gefangene gefunden und auch Leichen bzw. Körperteile, die anderen Gefangenen abgefault waren.
Die verschiedenen Dahner Linien betrieben keine einheitliche Familienpolitik, sondern verfolgten durchaus auch eigene politische Interessen. Dies führte zuweilen zu Streit mit dem bischöflichen Lehnsherrn, dem König oder dem benachbarten Adel: So wird im Mai 1400 ein Streit zwischen Walter III. von Dahn und Graf Simon III. von Sponheim-Vianden über den Grenzbereich zwischen den Burgen Grafendahn und Alt-Dahn bzw. Tanstein erwähnt. Dem Sponheimer war es zwischen 1328 und 1339 gelungen, sich die Verfügungsgewalt über die Burg Grafendahn zu sichern. Im selben Jahr gab es auch Streit mit dem König. Einige Mitglieder der Dahner Familie lebten zu diesem Zeitpunkt auf Burg Tannenberg. Als König Ruprecht I. (1400-1410) im Sommer des Jahres 1400 Tannenberg angriff, stellten sich die Dahner gegen den Herrscher. Der erzürnte König ließ Burg Neu-Dahn beschlagnahmen und Johann VII. musste Dahn verlassen. Nachdem sich aber die Wogen geglättet hatten, wurde er mit der Verwaltung der Reichsburg Geisberg betraut. Der Zwist mit dem König hatte auch Folgen auf Burg Alt-Dahn. Die Herrschaft auf Alt-Dahn und Tanstein bekam der mittlerweile erwachsen gewordene Walter III. von Dahn, doch behielt auch er sie nicht lange. Er wanderte ins Elsass ab und ist 1410 dort als königlicher Unterlandvogt bezeugt. Der Speyerer Bischof Raban belehnte deshalb im Jahr 1403 Heinrich X. von Dahn mit den Burgen Alt-Dahn, Neu-Dahn und Tanstein. Aufgrund seines fortgeschrittenen Alters beteiligte er seinen Neffen Heinrich XI. an der Herrschaft. Dieser versuchte, der Tochter seines Onkels den ihr zustehenden Erbteil an Burg Alt-Dahn streitig zu machen. Da ihm das nicht gelang, steckte er offenbar die Burg im Winter 1425/1426 einfach an. Den Vorwurf der Brandstiftung wies er allerdings bei der sich anschließenden Gerichtsverhandlung vehement zurück. Die beiden Heinriche setzten einen Friedensvertrag auf, die Tochter wurde mit Gütern in der Burgherrschaft Birlenbach abgefunden. Doch Heinrich XI. scheint Dahn verlassen und sich vorwiegend auf Burg Sulz und später (1432) auf seiner Reichslehnburg Geisberg aufgehalten zu haben. Als Heinrich X. 1432 starb, konnte sich Bischof Raban nicht entscheiden, wem von den beiden zerstrittenen Brüdern, Friedrich IV. oder Heinrich XI., er seine Burgen Alt-Dahn, Neu-Dahn und Tanstein zu Lehen geben sollte. Erst Jahre später, nachdem Friedrich IV. gestorben war, belehnte der Bischof 1439 Heinrich XI. von Dahn mit den drei Burgen. Andere Dahner Familienmitglieder lebten zu dieser Zeit auf den Burgen Wasselnheim, Wangenburg, Hohenburg, Klein-Arnsberg und Wasigenstein.
Als Herren auf Alt-Dahn sind danach Heinrich XI. (1446); Nikolaus I. (1447), Ulrich III. (1488), Bernhard I. (1512), Philipp II. und Simon II. Wecker (1544) bezeugt. Die unglückliche Verstrickung Heinrichs XIII. von Dahn in die Sickinger Fehde und die daraus resultierende langjährige Besetzung der Burg Tanstein hatten für die Dahner Familie katastrophale finanzielle Folgen. Immer häufiger mussten sie in der Folgezeit Güter veräußern, um an Bargeld zu gelangen. Die Verarmung des einst reichen Geschlechtes nahm unaufhaltsam ihren Lauf. Das Dahner Lehen wurde im Jahr 1571 vom Speyerer Bischof neu aufgeteilt: Philipp II. von Dahn blieb wie zuvor auf Alt-Dahn wohnen, Johann IX. Christoph bekam die Herrschaft Neu-Dahn und Ludwig II. die Herrschaft Tanstein. Während sich Burg Neu-Dahn noch in gutem Zustand befand, war der Tanstein kaum mehr bewohnbar. Ludwig II. zog nach Burrweiler, wo bereits ein Schlösschen im Bau war, das 1571 erstmals erwähnt wird. Alt-Dahn war noch in einem einigermaßen ansehnlichen Zustand. Nach dem Tod Philipps II. von Dahn zu Alt-Dahn und des Johann IX. Christoph von Neu-Dahn zu Neu-Dahn trat der greise Simon II. Wecker im Jahr 1589 als Lehenserbe die Herrschaft auf den beiden Burgen an. Als Simon II. Wecker als letzter der Alt-Dahner Linie im Jahr 1593 starb, heiratete Ludwig II. von Dahn zu Burrweiler Sibylla, die Tochter Philipps II., die Alleinerbin der Alt-Dahner Linie. So kamen noch einmal alle den Dahnern verbliebenen Besitzungen sowie die Burgen Alt-Dahn, Neu-Dahn und Tanstein in einer Hand zusammen. Freilich war der Besitz schon so hoch verschuldet, dass von Seiten seiner Schwester die Erben freiwillig auf ihr zukünftiges Erbe verzichteten. Auf Burg Neu-Dahn lebte ein Burgvogt, der die Verwaltung der nicht mehr bewohnbaren Burgen Alt-Dahn und Tanstein sowie der zugehörigen Besitzungen wahrnahm. Am 15.9.1603 starb Ludwig II. der letzte männliche Dahner auf seinem Alterssitz in Burrweiler. Die Speyerer Lehen, vor allem die Burgen Alt-Dahn, Neu-Dahn und Tanstein, wurden vom Hochstift Speyer eingezogen.
Alt-Dahn und Tanstein blieben ungenutzt und verfielen endgültig. Im Jahr 1820 wurden weite Teile der Unter- und Oberburg Alt-Dahns bei einem Felssturz zerstört. Seit dem 20. Jahrhundert sind die Burgruinen in mehreren Schritten gesichert und aufwändig restauriert worden. Mit ihren bizarren Mauerresten und den aus den Felsen gehauenen Kammern, Gängen und Treppen eröffnen sie einen faszinierenden Einblick in die Geschichte der Wasgauburgen.
Quelle: Pfälzisches Burgenlexikon I, S.76ff. (Grathoff), dort auch (S. 82ff.) eine ausführliche Baubeschreibung (Pohlit; Burkhart)