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Kategorie: R, Hessen Zuletzt aktualisiert: 21.10.2005
Rheinberg/Wispertal
Wer Burg Rheinberg erbaute ist immer noch nicht endgültig geklärt.
Sie kann Anfang des 12. Jahrhunderts (Dehio = vor 1165) vom Mainzer Erzstift erbaut und den jüngeren Rheingrafen zu Lehen gegeben worden sein. So hätte sie zusammen mit den Burgen Kammerberg, Lauksburg und Hahnenberg die Rheingauer Mark nach Norden hin abgeschirmt. Gleichzeitig sicherte sie das Rheingauer Gebück (Klötzer; Dehio).
Nach anderer Ansicht wurde die Burg im 11.Jahrhundert von den Pfalzgrafen auf Allod erbaut und ist später mit der Grafschaft in die mainzische Lehensabhängigkeit gefallen (Knappe).
Roser und Schmidt glauben, dass die Burg Ende des letzten Viertels des 11. Jahrhunderts von den Rheingrafen errichtet wurde und zusammen mit der Grafschaft an das Mainzer Erzstift gelangte.
Unter Erzbischof Christian von Buch (1165-1183) geriet die mainzische Lehnsburg in königliche Abhängigkeit. Erzbischof Konrad I. forderte sie 1189 erfolgreich vom König zurück (MzUB 2,2 Nr. 531) und 1220 ist ein Teil der Burg wieder als Lehen der Rheingrafen verbürgt. Rheingraf Wolfram (gest.1220) nimmt Kuno von Katzenelnbogen als assessor und Burgmann auf Rheinberg an (Lotz; Fabricius, Güterverzeichnis). In den anderen Teil setzte der Erzbischof ein Dienstmannengeschlecht, dass sich seit mindestens 1226 Truchsessen von Rheinberg nannte (Schenk zu Schweinsberg).
Im Jahr 1265 ist die Burg zur Hälfte im Besitz der Herren von Heppenheft (Lotz). Im Verlauf der Sponheimer Fehde von 1279 stellten sich die Ministerialen von Rheinberg gegen das Erzstift Mainz. Erzbischof Werner belagerte 1279/1280, unterstützt von Landfriedenskontingenten, die Burg des Siegfried Truchsess von Rheinberg (dieser war nach der verlorenen Schlacht bei Sprendlingen bereits in Mainzer Gefangenschaft geraten) und eroberte und zerstörte sie (BW S.414 Nr. 527). Während dieses Feldzuges wurde die sog. "Aachener Schanze" auf der anderen Talseite und die Belagerungsburg Blideneck oberhalb Rheinbergs errichtet. (BW 2, S.407 Nr. 490). Von diesen strategisch geschickt gewählten Standpunkten konnte man Rheinberg besonders wirkungsvoll mit steinernen Wurfgeschossen und Brandsätzen beschießen. Nach der Eroberung gab Erzbischof Werner 1280 den rheingräflichen Teil der Burg dem Ritter Friedrich von Heppenheft zu Lehen (BW 2, S. 409 Nr. 499, nach BW 2, S. 394 Nr. 373 im Jahr 1275). Diese Burghälfte sollte dem Erstift stets als Offenhaus zur Verfügung stehen; die andere Burghälfte hatte Friedrich schon vorher erhalten (Vogt, Regesten 733). Die Burg wurde offensichtlich jetzt wieder aufgebaut.
1301 im sog. Rheinischen Zollkrieg besetzten Truppen König Albrechts die Burg. Daraufhin, der König selbst war bereits abgereist, belagerten Truppen des Mainzer Erzbischofs Gerhard zusammen mit solchen der Erzbischöfe von Köln und Trier die Burg. Als der König zurückkehrte, zogen sich die Belagerer unverrichteter Dinge wieder zurück. An der Entsetzung Rheinbergs nahmen die Herren von Rappolstein und Burghard von Geroldseck am Wasichen teil (Vogt, Regesten 710; Schenk von Schweinsberg). Doch letztendlich wurde die Burg eingenommen und zerstört. Im Herbst 1302 bekräftigten (vidimierten) die Richter des Mainzer Erzbischofsgerichtes den Lehnsrevers des Ritters Friedrichvon Heppenheft vom Jahre 1280 (Vogt, Regesten 733). Der Erzbischof machte Johann von Rheinberg 1304 für acht Jahre zum Amtmann auf Kammerberg, nahm ihm aber das Versprechen ab, Burg Rheinberg nicht wieder aufzubauen. Die Rheinberger verkauften daraufhin ihre Anteile an der Burg an die Grafen von Nassau. Diese wollten die Gelegenheit nutzen, sich nach Westen auszudehnen, sie mussten aber 1308 die Lehnshoheit des Erzstiftes über Rheinberg anerkennen (Vogt, Regesten 1169).
Die Grafen von Katzenelnbogen und die beiden Söhne Adolfs von Nassau, Gerlach und Walram, veranlassten vor 1315 den Neubau der Burg und überließen sie den Ausführern des Baus zu Pfand (Schenk zu Schweinsberg) . Graf Gerlach von Nassau, der Sohn des Königs, verpflichtet sich im Januar 1315 gegenüber Graf Wilhelm von Katzenelnbogen, die Burg Rheinberg in der bestimmten Frist wieder einzulösen und sie nicht zu verkaufen, noch an Gerlach Granse oder Siegfried von Löwenstein zu verpfänden (Schenk zu Schweinsberg). Der Ritter Eberhard Brenner von Lahnstein verpflichtet sich 1315, den Grafen Gerlach und Walram von Nassau, Brüder, Burg Rheinberg zu übergeben, falls sie sie in einer vertragsmäßig festgestellten Zeit einlösen würden, ebenso werde er sie dem Grafen Wilhelm von Katzenelnbogen übergeben, falls dieser zur vertragsmäßigen Einlösung schreiten würde In gleicher Weise verpflichtet er sich am selben Tag Johann Fuchs von Diebach (Schenk zu Schweinsberg).
1316 verkauften die Grafen von Nassau ihren Anspruch an Grans von Heppenheft, dem damit die Burg ganz gehörte. Er nannte sich nun von Rheinberg und ließ die Anlage erneuern und erweitern.
Ritter Gerlach Grans verpflichtet sich 1330 gegenüber dem Mainzer Stiftsprovisor, Erzbischof Balduin von Trier, solange er selbst lebt, mit seiner Burg Rheinberg stets der Mainzer Kirche zu dienen. Er musste sich dabei aber nicht gegen seinen Lehnsherrn, und auch nicht gegen Verwandten, namentlich den Ritter Eberhard Brenner und seine Kinder, wenden (Otto, Regesten 3080).
Am 25. Juli 1374 wurde ein Burgfrieden auf der Ganerbeneburg Rheinberg aufgesetzt. Aus diesem Vertrag ist zu entnehmen, dass die Burg zu gleichen Teilen dem Ritter Philipp von Wunnenberg und seinen Schwiegersöhnen, den Gebrüdern Granse von Rheinberg und Herren von Scharfenstein, Knebel von Katzenelnbogen und Schmiedburg gehörte. Im Burgfrieden wird als Grenzpunkt der Graben erwähnt, der von Blideneck kommt, man kannte den Namen der Ruine also noch (Druck des Burgfriedens bei Schenk zu Schweinsberg).
Die Gemeiner der Ganerbenburg trugen 1399 die Burg dem Pfalzgrafen Ruprecht zu Lehen auf und traten ihm in der Abmachung die Hofstätte ab. Die Familien der Ganerben starben mit der Zeit aus und schließlich trugen allein die Herren von Sickingen die Burg, natürlich als pfälzisches Lehen. Die Burg verfiel im 18. Jahrhundert. Rheinberg ist heute eine Ruine, die sich in Privatbesitz befindet.
Baubeschreibung nach Dehio: Langgestreckte, stark zerfallene Anlage mit drei Burghöfen und einer Vorburg. Ein Burggraben (Halsgraben) schützte die Burganlage nach Norden hin; der gemauerte Brückenpfeiler ist heute noch zu sehen. Besser erhalten nur der fast quadratische über Eck gestellte Bergfried, nach 1279 erbaut, ehemals mit drei flachgedeckten Geschossen, das untere Verlies, das mittlere mit Kamin.
Quelle: Grathoff, Erzbischofsburgen; Schenk von Schweinsberg¸ Knappe 495.; Dehio S.576; Cohausen; Tillmann 871; Lotz S.377; Roser, Burg Rheinberg; Klötzer, Mark, S. 111, 114; Schmidt, Niederungsburgen; Fabricius, Güterverzeichnis S.20
Literaturhinweis:
Weidenbach: Rheinberg. In: Rheingauische Bätter. Beilage zum Amtsblatt für Eltville Jg. 1856 S. 83.