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Kategorie: A, Thüringen Zuletzt aktualisiert: 14.05.2005
Allstedt/Ldkr. Sangershausen
Die Kirche zu Allstedt wird erstmals im Jahr 777 im Breviarium des Lulli genannt. Im Jahr 935 unterschrieb König Heinrich I. in Allstedt eine Urkunde. Das castellum Alstediburch wurde erstmals 979 genannt. (MG.Dipl.reg. et imp. 2,217Nr.191). Diese Pfalzburg dürfte in der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts von den Liudolfingern erbaut worden sein. Die Befestigung in Allstedt war Teil des von König Heinrich I. errichteten Schutzwalls, der weitere Ungarneinfälle abwehren sollte.
Im 10.Jahrhundert entwickelte sich die Burg unter den Herrschern aus sächsischem Hause zu einer wichtigen Kaiserpfalz, die noch bis 1200 von fast allen frühen deutschen Königen und Kaisern des Mittelalters aufgesucht wurde. In ottonischer Zeit gehörte Allstedt neben Magdeburg und Quedlinburg zu den wichtigsten Aufenthaltsorten der Herrscher und war unter Otto II.(973-983) und Heinrich II.(1002-1024) eine der meist besuchten Pfalzen im damaligen Sachsen. Im Jahr 1115, im Zuge der Schlacht am Welfesholz, sollen Gegner König Heinrich V. die Reichsburgen Kyffhausen, Wallhausen, Allstedt und andere gestürmt und zerbrochen haben. Im Sachsenspiegel(um 1230) zählt Allstedt neben Merseburg und Wallhausen zu den Pfalzen in Sachsen, an denen der König echten Hof hielt. Unter den Saliern und Staufern wurden die Herrscherbesuche seltener und die Reichspfalz Allstedt verlor allmählich an Bedeutung. Den letzten großen Reichstag hielt Kaiser Friedrich Barbarossa 1188 in der Pfalz Allstedt ab. Zu dieser Zeit war Allstedt bereits an die Landgrafen von Thüringen übergegangen (1180), die Pfalzburg blieb aber im Besitz des Reiches. Im November 1290 bestimmte König Rudolf von Habsburg bei seiner Abreise aus Erfurt Gerlach von Breuberg zum Schirmer des königlichen Landfriedens (RI 6, Nr.2387). Der Breuberger verpfändete 1291 dem Mainzer Erzbischof Gerhard die Reichsburgen Allstedt, Ballhausen und Raspenburg. Ein zukünftiger König sollte die Burgen aber wieder von ihm auslösen können. Gleichzeitig übertrug er dem Mainzer die Tautenburg. Der Erzbischof konnte die Pfandschaft anscheinend nie antreten, wohl deshalb spielt Burg Allstedt in der mainzischen Territorialgeschichte keine Rolle. Bereits 1292 erschienen Gerhard von Querfurt und Graf Friedrich von Beichlingen als Pfandbesitzer de Reichsburg (castrum imperii Alstede).
Spätestens ab dem Jahre 1369 befand sich die Allstedt im Besitz der Edelherren von Querfurt. Sie bauten auf den Resten der alten Pfalzburg eine neue Anlage. Die Anlage wurde bis 1496 zu einer repräsentativen Residenz ausgebaut. In dieser Zeit entstand die noch heute erkennbare Dreiflügelanlage mit der Schildmauer als vierter Begrenzung. Der Grundriss, der noch heute gut erhaltenen Burganlage, war damit vorgegeben. Großartigess Bauzeugnis der Querfurter Zeit ist die spätgotische Burgküche mit einem der größten Küchenkamine im deutschen Burgenbau 1496 ging Burg Allstedt in den Besitz des Herzogtums Sachsen über. Zwischen 1496-1525 bauten die Herzöge (ernestinische Linie) die Anlage weiter aus, die Küche entstand und ebenfalls die Gemächer für Kurfürst Friedrich den Weisen. Thomas Müntzers hielt am 13.07.1524 auf der Burg seine berühmte Fürstenpredigt vor den sächsischen Regenten hielt. 1526 wurde das Amt Allstedt von den sächsischen Herzögen an den Grafen Albrecht von Mansfeld verpfändet, wenig später (1539 sind Baumaßnahmen unter diesem Grafen belegt. Bis 1542 war Allstedt Pfand (bzw. Lehen) der Grafen von Mansfeld. Graf Albrecht verpfändete die Anlage im Jahre 1542 an den Grafen von Stolberg weiter. In stolbergischer Zeit wurde die mittelalterliche Anlage zwischen 1542-1575 zu einem Renaissance-Schloss ausgebaut. Nach 1575 bestimmten die Herzöge von Sachsen-Eisenach die Geschichte des Schlosses. Im Schloss entstand eine sehr schöne Schlosskapelle, die nach einem Entwurf von Melchior Emanuel Kretzschmar geschaffen wurde (1722/1723). In ihr finden heute noch Trauungen, Gottesdienste und Konzerte statt. 1741 kam Allstedt zum Großherzogtum Sachsen - Weimar Eisenach. Herzog Ernst August unternahm umfangreiche Baumaßnahmen. Unter ihm entstand 1746/1747 das vordere Schloss. Herzog Ernst August strebte an, die gesamte Burg in ein Barockschloss umzubauen. Doch sein früher Tod im Jahre 1748 setzte diesen Plänen ein Ende. Der Bau des vorderen Schlosses wurde erst einmal nur in vereinfachter Form verwirklicht und die Kernburg blieb in ihrem Originalzustand erhalten. Zwischen 1776 und 1782 war auch Johann Wolfgang von Goethe mehrfach in Allstedt. Als Berater und Minister in der Regierung des Herzogs Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach oblag ihm die Kontrolle des Wegebaus, der Forstwirtschaft und die Rekrutierung junger Männer zum Kriegsdienst. Daneben schrieb er im Allstedter Schloss die ersten drei Akte seiner Iphigenie im Allstedter Schloss.
Seit 1918 ist die Anlage im Besitz des Staates. 1975 wurde mit Instandsetzungsarbeiten begonnen. Bis in die heutige Zeit sind die Emporen, die Herzoginloge mit dem Wappen des Herzogtums Sachsen-Eisenach, die Kanzel und die Stuckdecke erhalten geblieben. Die Orgel stammt von Christian Wegschneider, der sie 1990 für die Schlosskapelle erbaut hat.
Quelle: Lehfeldt 1,247,256; Tillmann; Lit.: Weidemann, Landgraf Heinrich S.48 Anm.4
Literaturhinweise:
N.N. Nebe: Geschichte des Schlosses und der Stadt Allstedt. In: Zeitschrift des Harzvereins 20 (1887), S.18-95.
1000 Jahre Allstedt. In: Thüringisches Fähnlein 4 (1935), S.386-456.
Kontakt:
Burg-und Schlossmuseum
06542 Allstedt
Tel.: 034652/519
Fax: 034652/67754
eMail: schloss(at)allstedt.info