Zu sehen ist die Burg Sooneck
Burgenlexikon - Dr. Stefan Grathoff

Kategorie: B, Hessen Zuletzt aktualisiert: 04.06.2005

Bickenbach

Alt-Bickenbach (Motte) bei Alsbach-Hähnlein, die mittelalterliche Burg in Bickenbach a.d.B.

Im Jahr 874 wird Bickenbach im Lorscher Codex erstmals erwähnt. Die kirchliche Herrschaft über das Gebiet Bickenbach lag aber in den Händen des Mainzer Erzstiftes.
Die Herren von Bickenbach erbauten im 11 Jahrhundert in einer früheren Flussschleife beim heutigen Alsbach-Hähnlein eine Motte. Konrad I. von Bickenbach erhielt 1130 durch Erzbischof Adalbert I. die Erlaubnis, in dieser Motte eine Kapelle einzurichten (Böhmer/Will 1, S.290 Nr.227). Konrad I. war vermutlich Vogt des Klosters Lorsch oder Klostervogt in Gernsheim. Auf alle Fälle stand er in den Diensten des Mainzer Erzbischofs. Der Weilerhügel wurde vielleicht in den Auseinandersetzungen des Erzbischof mit dem Pfalzgrafen bei der Auflösung des Klosters Lorsch um 1230 gewaltsam zerstört (Dehio = nach 1232). Es kann aber auch sein, dass die Motte der Lorscher Vasallen im 12./13. Jahrhundert einfach aufgegeben wurde. 

Gottfried I. von Bickenbach (1221-1241) errichtete auf einer Vorhöhe des Melibokus die Burg Bickenbach (Alsbacher Schloss). Die erste urkundliche Erwähnung erfolgte im Jahr 1251. Konrad von Bickenbach war 1256 mit Guda, der Tochter Philipps I. von Falkenstein verheiratet. In erster Ehe war sie mit Schenk Konrad II. von Klingenberg vermählt gewesen und hatte so Burg Klingenberg am Main als mainzisches Lehen mit in die Ehe eingebracht. Konrad nahm seinen Wohnsitz auf Klingenberg.
1272 fiel dieser Besitz zu 5/6 an Guda. Ihre Tochter Agnes, verheiratet mit Reinhard von Jossa, erhielt Jugenheim und Ballhausen als Mitgift. Ihre Söhne erbauten um 1312 die Burg Jossa a.d.B., die aber schon bald an die Schenken von Erbach fiel.
Das Alsbacher Schloss verblieb der jüngeren Linie, die mit Ulrich I. (gest. 1339) und seinen Töchtern erlosch. Bei ihrem Aussterben war Klingenberg der Hauptsitz der Herren von Bickenbach gewesen; Dadurch blieben sie fest an das Mainzer Erzstift gebunden.
1268 gaben die Kirchenpatrone Konrad von Bickenbach, Reinhard von Hanau und Philipp von Falkenstein sowie die Herren von Weinsberg dem Zisterzienserkloster Podenhausen die Kirche in Bickenbach (Böhmer/Will 2 S.373 Nr.212).
Es war wohl Ulrich I. von Bickenbach (gest. 1339), der Burg Bickenbach dem Mainzer Erzbischof zu Lehen auftrug. 1312 wird sie jedenfalls von Ulrich von Bickenbach als dem Erzstift zu Lehen aufgetragen bezeichnet (Vogt 1500). Als Ulrich von Bickenbach starb, trat 1339 Konrad von Bickenbach als Sachwalter der Witwe Elisabeth als Lehnsnachfolger ein und versprach die Burg Elisabeths Erben, wenn sie zu ihren Jahren gekommen waren, als Lehen zu übergeben. Sollten sie die Belehnung nicht beim Erzbischof durchsetzen, wollte Konrad die Lehen tragen (Otto 4463). Doch anscheinend vereitelte der Erzbischof diesen Plan und zog die Herrschaft Bickenbach als erledigtes Lehen ein. Es kam zum Streit.
Graf Gerhard von Rieneck d.Ä. gelobte 1347 dem Schenken Konrad von Erbach, dem Konrad von Bickenbach und dem Ritter Heinzel Stump, den Mainzer Erzbischof Heinrich von Burg Bickenbach aus nicht zu schädigen und auf Verlangen die Burg den drei Herren auszuliefern (Otto 5569).
1354 ist der Ritter Konrad von Bickenbach mainzischer Amtmann in (Tauber)Bischofsheim (Vigener 259).
Erzbischof Gerlach einigt sich 1357 mit Graf Gerhard von Rieneck und dessen Frau Mene, Schenk Eberhard von Erbach und dessen Frau Else von Katzenelnbogen, Konrad von Bickenbach und dessen weltlichen Brüdern über Burg Bickenbach. Der Erzbischof behielt ein Drittel, zwei Drittel verlieh er an die genannten Herren (Vigener 864). Zwei Wochen später gaben Erzbischof Gerlach, Eberhard VIII. Schenk von Erbach und seine Ehefrau Elisabeth von Bickenbach (gest.1386), eine Enkelin Ulrichs I. von Bickenbach, sowie Konrad von Bickenbach ihre Einwilligung dazu, dass die zwischen dem Turm und der Hofstatt des Erzbischofs liegende Hofstatt, die bei der Teilung der Burg Bickenbach dem Grafen Gerhard von Rieneck und Frau Mene zugefallen war, von Gerhard zu einer Küche ausgebaut wurde, 34 Schuh in die Höhe und 5 Schuh von dem Turm (Vigener 872).
1358 verliehen Erzbischof Gerlach einerseits und Graf Gerhard von Rieneck und Ehefrau Mene andererseits ein Burglehen auf Bickenbach (Vigener 950).
Konrad d.J. von Bickenbach bestätigte 1362 die Vereinbarungen von 1357 (Vigener 1543).
1379 hat der Erzbischof ein Burglehen auf der Burg (Schneider, Erb.Hist. S.588 Nr.50.1).
1399 bestätigt der Erzbischof den Bickenbacher Burgfrieden (Schneider, Erb.Hist. S.587 Nr.49.1)
Konrad VI. von Bickenbach (gest. 1429) ist Burggraf zu Miltenberg. 1426 wird er als kurmainzischer Rat bezeichnet.
Ulrich II. von Bickenbach verkaufte 1/8 der Burg Bickenbach für 3000 Gulden an seinen Schwager Dietrich Kämmerer, Vitztum in Aschaffenburg.
1463 wird die Burg von der Stadt Frankfurt zerstört, 1465 aber wieder aufgebaut.
Die Burg kam 1488 durch Erbschaft und Kauf an Erasmus Schenk von Erbach. Die Erbacher, pfalzgräfliche Vasallen, mussten 1510 im Bayerischen Erbfolgekrieg dem mit der Vollstreckung der Reichsacht an Kurpfalz beauftragten Landgrafen Wilhelm II. von Hessen die Burg übergeben (Dehio = 1504).
Im 30jährigen Krieg noch bewohnt, zerfällt sie danach und endet als Steinbruch.

Quelle: Knappe S. 519; Martini, Lehnshof S.25, 195; Böhmer/Will; Otto; Dehio, Hessen S. 6; Bronner, Burgen S.140; Möller, Baugeschichte S. 100f.; Schneider, Erbachische Historie 

Literaturhinweise:
H.W. Böhme: Die Turmhügelburg bei Alsbach-Hähnlein 1963
Karl Esselborn: Alsbach a.d.B. In: Hess Heimat 1/1 (1919)
N.N. Klipstein: Über den sog. Weilerhügel in der Gemarkung des Dorfes Alsbach. In: Archiv für hessische Geschichte (AHG) 2 (1840)
Rudolf Kunz: Gang durch Bickenbachs Geschichte, in: 1100 Jahre Bickenbach uffm Sand (Darmstadt 1973), S.14-54, bes. S. 18ff., S. 68-71 zur Motte.
Walther Möller: Die Burg Bickenbach (das Alsbacher Schloss). In: Die Heimat (Erbach) 1924 Nr.6 und Bensheimer Geschichtsblätter 5 (1928)

Von: (sg)